Dr. Thomas Riecke-Baulecke war sichtlich begeistert von dem Mädchen, das ihm so eifrig das Tablet erklärte. Flink huschten die kleinen Finger über den Bildschirm, vergrößerten und verkleinerten Fotos von wachsenden Pflanzen. „So geht das“, lachte die Schülerin dem Präsidenten des Zentrums für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) zu und ergänzte: „So lernt man was, und Spaß macht es auch.“
Eindrücke dieser Art bekamen die Mitglieder einer hochrangigen Delegation der baden-württembergischen Schulbehörden am Dienstagmorgen an der Friedrich-Realschule in Weinheim etliche. „Schule und Digitalität im Unterricht“, lautete das Thema des Schulbesuchs, den der ZSL-Präsident Dr. Thomas Riecke-Baulecke gemeinsam mit Regierungsschulrätin Nadine Emmerling anführte. Ebenso ein Bild von einer Schule, die in der digitalen Welt angekommen ist, machten sich Elke Dörflinger und Alexander Lehrmann von der ZLS-Regionalstelle Mannheim sowie Endrik Ebel, der Schulamtsdirektor am Staatlichen Schulamt in Mannheim. Seitens der Stadt nahmen Oberbürgermeister Manuel Just und Bildungsamtsleiterin Carmen Harmand an dem Termin teil, der die landesweite Vorbild-Funktion der Friedrich-Realschule unterstrich.
„Wir wollen einen ganz normalen Unterricht sehen, nicht die Sternstunden“, so hatte Riecke-Baulecke seine Intention beschrieben – um ein paar Stunden später zu erkennen, dass an der Friedrich-Realschule beides zusammen üblich ist.
Dass die Weinheimer Nordstadt-Realschule als Ziel der Delegation ausgesucht worden war, ist kein Zufall: Unter anderem mit zwei Erfolgen beim Landeswettbewerb „Arbeitswelt im Wandel“ und anderen Digitalprojekten sorgt die Schule und damit der Bildungsstandort Weinheim landesweit für Aufsehen.
„Wir können stolz darauf sein, dass die Friedrich-Realschule landesweit als mustergültig gilt“, lobte auch Oberbürgermeister Manuel Just in einem Grußwort, das – selbstverständlich – aus dem schuleigenen TV-Studio auf Monitore im ganzen Gebäude übertragen wurde. Der OB betonte, dass die erfolgreiche Umsetzung des digitalen Wandels in erster Linie ein Verdienst des engagierten Schulleiters Daniel Besier ist, aber auch der Schülerinnen und Schüler und der Lehrkräfte. Die Stadt habe ihren Beitrag dazu leisten können, in dem sie im Schulhaus mit Installationen und Hardware mit Hilfe des Digitalpaktes die erforderliche Infrastruktur zur Verfügung stellt. „Die Friedrich-Realschule ist bestens aufgestellt“, erklärte er der OB. Der Rathauschef verhehlte nicht, dass es die Corona-Pandemie war, die der Digitalisierung insbesondere in der Bildung einen Schub gegeben hat.
Auch Daniel Besier gab das Lob an seine Lehrkräfte und an die Schülerinnen und Schüler weiter. Dabei sprach ganz der Pädagoge: Es gehe bei der Digitalität an Schulen nicht „um ein Feuerwerk an Apps“, sondern darum, „individuelle Lernwege zu ermöglichen“, so der Schulleiter: „Um die Gestaltung der Lernprozesse und eine Steigerung der Lernautonomie.“
Sätze, die sich in der Praxis bewiesen, als die Delegation in den Unterrichtsräumen verschiedene Projekte und Lehrinhalte begleiten konnten. Zum Beispiel im professionellen TV-Studio oder beim Projekt „Hydrophonik“, bei denen es um digital betriebene Bewässerungssysteme in der Landwirtschaft geht.
Auch Regierungsschulrätin Nadine Emerling zeigte sich schwer beeindruckt vom Weinheimer Vorbild. Die Digitalisierung sei das „zentrale Thema für unsere Schulen“, beschrieb sie. Für die Schulbehörden sei es dabei besonders wichtig, für die Lehrkräfte hochwertige Fortbildung zu ermöglichen und die Prozesse wissenschaftlich zu begleiten. „Die Friedrich-Realschule ist da ganz vorne dabei“, bescheinigte sie.
Auch ZSL-Präsident Riecke-Baulecke ging auf die Corona-Zeit ein, die den Schulen und ihren Akteuren so viel abverlangt hat. „Es war beeindruckend“, lobte er, „wie sich Lehrerinnen und Lehrer bei ihrer Unterrichtsvorbereitung von heute auf morgen total umstellen mussten“. Schule, so Riecke-Baulecke, „hat in diesen letzten zwei Jahren gezeigt, was sie kann“.
Fast einen ganzen Tag verbrachten die Bildungsexperten an der Friedrich-Realschule, um sich ein Bild davon zu machen, wie das Digitale in der Pädagogik seinen Platz gefunden hat. Die Gespräche mit den Pädagogen vor Ort fanden dabei genauso ihren Platz wie jene mit Schülern und Eltern.
(Pressemitteilung der Stadt Weinheim, 30. März 2022)
Zum Videobeitrag des Rhein-Neckar-Fernsehen vom 30. März 2022.