Etwas ehrfürchtig betraten die Schülerinnen und Schüler das Firmengelände, die Besucherausweise sorgsam am Gürtel oder der Jackentasche. „Keine Kopfhörer, keine elektronischen Geräte“, hieß es am Einlass.
Es war eine neue Welt für sie. Die Arbeitswelt am Beispiel der Freudenberg Gruppe mit Sitz in Weinheims, dem größtem Arbeitgeber der Stadt. Seit dieser Woche nun immer wieder an Projekttagen und mit einer Abschlussveranstaltung im Mai werden Achtklässlerinnen und Achtklässler der Friedrich-Realschule in diese Arbeitswelt eintauchen, die für sie Neuland ist. Aber auch für Menschen, die sich lange im Beruf befinden, ist die „Arbeitswelt im Wandel“. So lautet der Titel und das Motto des Projektes, das vom Kommunalen Koordinierungsbüro für den Übergang Schule/Beruf gesteuert wird.
Seit vielen Jahren wird es zunehmend als kommunale Aufgabe verstanden, jungen Menschen den Berufseinstieg nach der Schule zu erleichtern. So arbeitet in Weinheimer Koordinierungsbüro Übergang Schule/Beruf die Berufspädagogin Dr. Susanne Felger zusammen mit der örtlichen Wirtschaft und engagierten Schulen an dieser Aufgabe. Zusammen entwickeln sie Projekte, die aktuelle Herausforderungen der Arbeitswelt und Berufsbildung aufgreifen.
Unverzichtbare Partner sind dabei die örtlichen Unternehmen des Weinheimer Bündnis Ausbildung“, die sich vielfach engagieren, um junge Menschen als Fachkräftenachwuchs zu gewinnen. Es geht ihnen auch darum, sich für die jungen Menschen in ihrer Stadt zu engagierten, quasi als gesellschaftliche Pflicht.
Projekte wie „Arbeitswelt im Wandel“ helfen Schulen, Schülerinnen und Schülern wie Unternehmen gleichermaßen, den eigenen Radius zu erweitern, in „fremde Welten“ einzutauchen, neue Kontakte zu knüpfen und bestenfalls „Brücken zu bauen“ über die junge Menschen den Weg in die sich rasant verändernde Arbeitswelt finden. Die konkrete Kooperation zwischen der Friedrich-Realschule und der Freudenberg Gruppe ist das zweite Projekt dieser Art; vor einem Jahr bewegten sich die Schülerinnen und Schüler in der Arbeitswelt der Firma Naturin Viscofan. Die Jugendlichen lernen, wie heute gearbeitet wird, wie sich Menschen an ihrem Arbeitsplatz fühlen und entwickeln und wie die Digitalisierung das Arbeiten und die Berufsausbildung verändert. Es ist wie erstmals einen Fuß in der Tür zum späteren Arbeitsleben zu setzen.
Am ersten Projekttag, an dem die Schülerinnen und Schüler mit ihren Lehrerinnen Jasmin Folz und Katja Zimmer bei Freudenberg über die Schulter schauen durften, wurden sie im Bildungszentrum des Unternehmens zunächst mit der Firmengeschichte vertraut gemacht. Andrea Menzel und Anette Mauriello-Böhm, die für die Ausbildung kaufmännischer Auszubildender zuständig ist, führte die Achtklässler durch die Freudenberg-Geschichte, die einen großen Teil der Weinheimer Industriegeschichte ausmacht. Einigermaßen ungläubig vernahmen die jungen Besucher, dass weltweit bekannte Produkte wie der Simmerring oder die Vileda-Haushaltswaren in Weinheim erfunden worden sind. „Viele der Freudenberg-Produkte“, erklärte Anette Mauriello-Böhm, „sind unsichtbar aber unverzichtbar“.
Noch am ersten Projekttag wurden die Schüler auch mit Sven Holland bekannt gemacht, der mit seinen Weinheimer Jugendmedien das Projekt medienpädagogisch innovativ begleitet und mit ihnen eine eigenes digitales Produkt erarbeitet. Wenige Tage nach dem ersten Firmenbesuch beschäftigten sich die jungen Leute dann in einem gewaltigen Technik-Truck mit den Herausforderungen der Digitalisierung – mit ihren Chancen und Tücken. Es folgen weitere Projekt- und Praxistage, bis zu einer großen Abschlusspräsentation am Montag, 18. Mai mit Eltern und Gästen im Freudenberg-Ausbildungszentrum. Die Ergebnisse werden dann auch beim Weinheimer Ausbildungstag WHAT am 26. Mai gezeigt.
(Bericht: Pressemitteilung der Stadt Weinheim, 19.02.2020)